Fallen Sie beim nächsten Vorstellungsgespräch nicht auf leere Versprechungen herein!

 

 

Sie haben es vielleicht selbst schon einmal erlebt. Sie sind zu einem Vorstellungsgespräch gegangen, haben sich sehr gut mit dem Gesprächspartner verstanden und waren von der Stelle und dem Unternehmen begeistert.

Aber dann haben Sie angefangen, bei dem Unternehmen zu arbeiten und der Job war nicht so, wie er Ihnen versprochen wurde.... Das ist besonders ärgerlich, wenn Sie vielleicht sogar mehrere Jobangebote hatten und Sie nun das Gefühl haben sich falsch entschieden zu haben...

Wenn Sie sich schon einmal ge- bzw. enttäuscht gefühlt haben, weil ein Job bzw. ein Unternehmen nicht gehalten hat, was versprochen wurde, sind Sie nicht allein.

Wir haben aktuell einen Fachkräftemangel bzw. Bewerbermarkt und viele Firmen tun sich schwer, die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen. In dieser Situation kann es durchaus vorkommen, dass Firmen dazu neigen "das Blaue vom Himmel" zu versprechen... die Unternehmen machen alle möglichen Versprechungen über ihre Kultur, die Werte und der gelebten Work-Life-Balance.

Die Realität sieht dann aber oft ganz anders aus. Ich erlebe das in meinen täglichen Gesprächen mit Bewerbern und Coaching-Kunden und die Anzahl von enttäuschten Bewerbern ist in den letzten Monaten meiner Beobachtung nach stark gestiegen. Sie kommen dann zu mir in die Beratung, weil ihnen genau das passiert ist und sie nicht noch einmal "daneben greifen wollen" und natürlich auch aus Angst vor erneuter Enttäuschung und einem negativen Impact für den Lebenslauf! (Stichwort: Jobhopper)

Wie können Sie es in Zukunft vermeiden, auf leere Versprechen hereinzufallen?

Damit Ihnen das nicht auch passiert, habe ich hier einige gratis Tipps zusammengefasst.

Wenn Sie mehr bzw. eine individuelle Unterstützung wünschen, dann können Sie mich natürlich gerne ebenfalls für 1:1 Sessions buchen.

Ich hoffe, die Tipps helfen Ihnen weiter und bewahren Sie vor einer falschen Entscheidung.

Viel Spaß beim Lesen:

 

 

1. Recherchieren Sie

Der erste Schritt besteht darin, zu recherchieren. Google ist hier Ihr Freund. Sehen Sie sich an, was Mitarbeiter auf kununu und anderen ähnlichen Websites über das Unternehmen sagen. Sehen Sie nach, ob es Nachrichten über das Unternehmen gibt, die Ihnen einen Einblick in die Unternehmenskultur geben. Je mehr Sie vor dem Vorstellungsgespräch wissen, desto besser sind Sie darauf vorbereitet, fundierte Fragen zu stellen.

Bedenken Sie jedoch, dass in der Regel eher unzufrieden Mitarbeiter ein Feedback in die Portale einstellen, als zufriedene. Achten Sie auch auf das Datum des Feedbacks. Sind die Kritikpunkte bzw. das Lob schon älter oder ganz aktuell?

  

2. Achten Sie darauf, wie Sie während des Recruitingprozesses und des Vorstellungsgesprächs behandelt werden

Die Art und Weise, wie Sie während des gesamten Prozesses (inkl. Vorstellungsgespräch) behandelt werden, kann ein wichtiger Anhaltspunkt dafür sein, wie das Unternehmen seine Mitarbeiter insgesamt behandelt.

  • Wie reagiert man auf Ihre E-Mails?
  • Behandelt man Sie mit Respekt?
  • Wie geht man mit Ihren (eventuell kritischen) Fragen um?
  • Bemühen sie sich, Sie als Person kennenzulernen? Oder wirken sie gehetzt und desinteressiert?

Die kleinen Dinge können viel über die Kultur eines Unternehmens aussagen.

 

3. Stellen Sie im Vorstellungsgespräch gezielte Fragen.

Finden Sie heraus, welche Erwartungen an die Stelle gestellt werden, für die Sie sich bewerben.

Diese Fragen können Sie im Bewerbungsgespräch stellen: (Weitere Fragen für das Bewerbungsgepräch, finden Sie unten im Text bei den jeweiligen Themenkomplexen)

  • Wie sieht der Onboarding-Prozess Ihres Unternehmens aus?
  • Welche Art von Feedback erhalten die Mitarbeiter, und wie oft?
  • Was ist die häufigste Beschwerde, die Sie von Mitarbeitern hören?
  • Können Sie mir ein Beispiel nennen, bei dem ein Mitarbeiter über seine Aufgabenbeschreibung hinausgegangen ist?
  • Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Wenn Sie Fragen stellen, bekommen Sie ein besseres Gefühl dafür, ob ein Unternehmen seine Werte wirklich lebt oder ob es sich nur um ein Lippenbekenntnis handelt. Scheuen Sie sich nicht, nachzufragen - schließlich wollen Sie sicher sein, dass Sie die richtige Entscheidung für sich und Ihre Karriere treffen!

 

4. Die Werte des Unternehmens- decken sich diese mit Ihren?

Die Werte eines Unternehmens sollten die Richtschnur für alles sein, was es tut - von den Produkten und Dienstleistungen bis hin zur Art und Weise, wie es seine Mitarbeiter behandelt. Wenn ein Arbeitgeber seine Werte nicht artikulieren kann oder wenn Sie nur Plattitüden zu hören bekommen, ist das ein Warnsignal.

Eine Frage, die Sie zu den Werten eines Unternehmens stellen könnten, ist:

  • Können Sie mir von einer Zeit erzählen, in der Sie eine schwierige Entscheidung treffen mussten, die Auswirkungen auf Ihre Mitarbeiter hatte?

Achten Sie darauf, ob die Handlungen des Unternehmens mit seinen erklärten Werten übereinstimmen; so erhalten Sie einen besseren Eindruck davon, wie es wirklich ist, dort zu arbeiten.

 

5. Wie ist die Dynamik im Team?

Sie werden möglicherweise mehr als 40 Stunden pro Woche mit Ihren Kollegen verbringen, daher ist es wichtig, dass Sie sich mit ihnen verstehen und sich als Teil eines Teams fühlen. In den meisten Fällen werden Sie zumindest täglich mit Ihren Kollegen zu tun haben. Achten Sie also darauf, ob Sie diese im Bewerbungsprozess kennenlernen können. Sind sie freundlich und hilfsbereit? Wie ist ihr erster Eindruck?

Es lohnt sich auch, nach der Fluktuation zu fragen; eine hohe Fluktuation kann ein Hinweis auf grundlegende Probleme innerhalb des Teams oder des Unternehmens insgesamt sein. 

Fragen, die Sie Ihren potenziellen neuen Kollegen stellen können, sind:

  • Warum ist die Stelle frei und seit wann?
  • Wie lange sind Sie schon im Unternehmen / in dieser Abteilung beschäftigt?
  • Was motiviert Sie, bei diesem Unternehmen zu bleiben? 

Die Antwort auf die letzte Frage gibt Ihnen Aufschluss darüber, ob die Mitarbeiter das Gefühl haben, nur ein Rädchen im Getriebe zu sein, oder ob sie sich wertgeschätzt fühlen und motiviert sind, im Unternehmen zu bleiben. 

oder

  • Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie hier anders arbeiten könnten / etwas verändern könnten? 

Kein Unternehmen ist perfekt, aber die Art und Weise, wie der Gesprächspartner auf diese Frage antwortet, gibt Ihnen Hinweise darauf, ob es sich um einen Arbeitsplatz handelt, an dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen, wenn sie über verbesserungswürdige Bereiche sprechen. Wenn der Gesprächspartner verblüfft wirkt oder nicht bereit ist, Kritik zu äußern, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass das Unternehmen nicht so offen für Feedback ist, wie es behauptet.. 

 

6. Wie geht das Unternehmen mit Feedback um? 

Konstruktives Feedback ist für die persönliche und berufliche Entwicklung unerlässlich, aber nicht alle Unternehmen gehen damit gut um. Finden Sie heraus, wie Ihr potenzieller Arbeitgeber in der Regel Feedback gibt und empfängt, und prüfen Sie, ob dies Ihren eigenen Vorlieben entspricht. Wenn Sie z. B. ein direktes Feedback bevorzugen, ist ein Unternehmen mit einem hohen bürokratischen Aufwand für die Leistungsbeurteilung vielleicht nicht die beste Wahl für Sie. 

 

7. Wie ist die Fehlerkultur der Firma?

Es wird oft gesagt, dass wir aus unseren Fehlern mehr lernen als aus unseren Erfolgen. Und doch gibt es an vielen Arbeitsplätzen eine Kultur der Angst vor Fehlern. Die Mitarbeiter haben Angst, Risiken einzugehen und innovativ zu sein, wenn sie einen Fehler machen und dafür gemaßregelt oder sogar entlassen werden. Infolgedessen können Unternehmen wichtige Wachstumschancen verpassen. Anstatt zu versuchen, alle Fehler auszumerzen, sollten Unternehmen eine "Fehlerkultur" pflegen, in der Fehler als unvermeidlicher Teil des Lernprozesses angesehen werden. Die Mitarbeiter sollten sich sicher fühlen, dass sie experimentieren und Risiken eingehen können, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Fehler toleriert werden sollten. Aber es bedeutet, dass ein Umfeld geschaffen werden muss, in dem sich die Mitarbeiter wohl fühlen, wenn sie ihre Fehler zugeben und aus ihnen lernen. Nur dann können Unternehmen hoffen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Folgende Fragen zur Fehlerkultur eines Unternehmens sollten Sie stellen: 

  • Wie ist die Politik des Unternehmens in Bezug auf Fehler?
  • (Wie) Werden die Mitarbeiter ermutigt, zu experimentieren und Risiken einzugehen? (Oder haben sie Angst, Fehler zu machen?)
  • Was geschieht, wenn ein Mitarbeiter einen Fehler macht? Erhält er die Möglichkeit, aus seinem Fehler zu lernen? (Oder wird er dafür gemaßregelt oder gar gefeuert?)

 

8. Wie sind die Entscheidungsprozesse?

Wenn Sie überlegen, ob Sie für ein Unternehmen arbeiten wollen oder nicht, sollten Sie sich nicht nur die Stellenausschreibungen ansehen. Sie sollten sich auch die Entscheidungsprozesse des Unternehmens ansehen und prüfen, ob diese mit Ihren Werten übereinstimmen. Viele Unternehmen behaupten, flache Hierarchien, kurze Wege und offene Türen zu haben, aber in Wirklichkeit tun sie sich dann doch schwer, ihre Mitarbeiter in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Wenn Sie jedoch Wert auf Transparenz, Eigenverantwortung und Flexibilität legen, sollten Sie Unternehmen meiden, die nach dem Prinzip "Top-down" entscheiden. Suchen Sie stattdessen nach Unternehmen, die ihre Mitarbeiter regelmäßig befragen und ihnen bei wichtigen Entscheidungen eine Stimme geben. ("Button-up")

Fragen die Sie zu den Entscheidungswegen einer Firma stellen könnten, sind:

  • Wie werden in dem Unternehmen Entscheidungen getroffen?
  • Wer ist an der Entscheidungsfindung beteiligt? (Alle Mitarbeiter? Nur die Geschäftsleitung?)
  • Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung?
  • Haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, sich einzubringen und Feedback zu geben?

 

9. Welche Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung werden Ihnen geboten? 

Anhand dieser Frage können Sie abschätzen, ob das Unternehmen seine Mitarbeiter bei ihrer Entwicklung unterstützt. Wenn die Antwort vage ist oder keine konkreten Beispiele genannt werden, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass das Unternehmen nicht viel in die berufliche Entwicklung seiner Mitarbeiter investiert. 

Beispiele für Fragen, die Sie im Bewerbungsgespräch stellen können:

  • Sind Beförderungen oder Gehaltserhöhungen an Leistungsbeurteilungen geknüpft?
  • Wie investiert Ihr Unternehmen in die berufliche Entwicklung seiner Mitarbeiter?
  • Gibt es ein Trainigsbudget pro Mitarbeiter? Wie hoch ist dieses?

 

10. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

Auch wenn auf dem Papier alles gut aussieht und jeder, mit dem Sie sprechen, nett zu sein scheint, weiß Ihr Bauchgefühl manchmal einfach, wenn etwas nicht stimmt. Wenn Sie bei einem bestimmten Unternehmen oder einer bestimmten Stelle ein ungutes Gefühl haben, sollten Sie diesem Instinkt ggf. vertrauen und sich nach etwas anderem umsehen.

Das Leben ist zu kurz, um Ihre Zeit mit etwas zu verschwenden, das nicht zu Ihnen passt und auch noch Ihren Lebenslauf "erklärungswürdiger" macht!

  

Fazit:

Wenn Sie recherchieren und sowohl auf die großen als auch auf die kleinen Details achten, bekommen Sie schon einen ersten Eindruck, welche Themenkomplexe Sie ansprechen sollten. Wenn Sie dann bei einem Vorstellungsgespräch die richtigen Fragen stellen, können Sie herausfinden, ob ein Unternehmen wirklich hält, was es verspricht. Indem Sie sich nach der Zufriedenheit der Mitarbeiter, der Arbeitsplatzkultur und den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten erkundigen, bekommen Sie ein besseres Gefühl dafür, ob Sie dort auch langfristig arbeiten möchten. Vertrauen Sie außerdem auch auf Ihr Bauchgefühl - wenn etwas bei den Antworten auf Ihre Fragen nicht stimmig ist, spüren Sie das wahrscheinlich auch.

Und denken Sie daran:

Das Leben ist zu kurz, um in einem Job festzusitzen, der Ihnen nicht liegt und es gibt viele andere Unternehmen, die Sie gerne als Mitarbeiter hätten!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

Ihre

Constanze Wiedermann

 

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