Toxischer Chef - was tun?

Toxischer Chef- was tun?

Wie man mit einer toxischen Führungskraft umgeht und wann es Zeit ist, diese zu verlassen!

Machen wir uns nichts vor. Sie verbringen ein Drittel Ihres Lebens bei der Arbeit. Diese Zeit sollten Sie in einem positiven, wertschätzenden und angenehmen Arbeitsumfeld verbringen! Leider ist das jedoch nicht immer der Fall.

In einer Harvard Business Studie heißt es dass 56 % der (amerikanischen) Arbeitnehmer angeben, ihr Chef sei toxisch und eine Studie der American Psychological Association ergab, dass 75 % der Amerikaner sagen, dass ihr Chef der stressigste Teil ihres Arbeitstages ist".

(Anmerkung: Ob sich die Zahlen aus USA 1:1 auf uns übertragen lassen, weiß ich nicht- ich bin jedoch sicher, dass es viele Assistenz-Kolleginnen gibt, die unter einem toxischen Chef leiden. Ich höre das täglich in den Bewerbungsgesprächen, die ich führe. Es ist ein häufiger Wechselgrund. 

Während dieser Artikel sich insbesondere an Executive Assistants richtet, die oft eine besondere Nähe zu ihren Vorgesetzten haben, sind die darin behandelten Themen und Ratschläge keineswegs auf diese Position beschränkt. Ganz im Gegenteil, die Aspekte, auf die ich in diesem Artikel eingehe, sind (leider) universell....)

Eine negative Arbeitskultur kann sich für Sie als Assistentin der Geschäftsleitung, die in der Nähe einer toxischen Führungskraft arbeitet, viel intensiver, schwieriger und überwältigender als für andere Kollegen anfühlen. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie mit einem giftigen Unternehmensumfeld umgehen und wann es Zeit ist, zu gehen.

 

4 Anzeichen für einen toxischen Führungsstil

1. Toxische Führungskräfte haben nie Unrecht:

Toxische Chefs müssen immer Recht haben. Sie geben nie zu, dass sie sich geirrt haben und finden immer einen Weg, ihre Handlungen zu rechtfertigen, egal was passiert. Das kann für diejenigen, die unter ihnen arbeiten, extrem frustrierend und demoralisierend sein.

2. Sie sind ständig kritisch:

Toxische Führungskräfte sind nie mit dem zufrieden, was ihre Mitarbeiter tun. Sie sind immer schnell dabei, Kritik zu üben, selbst wenn diese ungerechtfertigt oder unverdient ist. Dies kann ein Umfeld der Angst und Unsicherheit schaffen.

3. Sie führen Mikromanagement durch:

Toxische Chefs müssen ständig die Kontrolle haben und überwachen ihre Mitarbeiter in einem übermäßigen Maße. Dies lässt wenig Raum für Kreativität oder Innovation und gibt den Mitarbeitern das Gefühl, dass sie erdrückt werden.

4. Sie spielen "Spiele":

Toxische Chefs genießen es, ihre Mitarbeiter zu manipulieren und zu kontrollieren. Sie können Einschüchterung, Schuldgefühle und Demütigungstaktiken anwenden, um zu bekommen, was sie wollen. Dies kann dem Selbstwertgefühl und der Motivation eines Menschen extrem schaden.

Wie sollten Sie mit dem toxischen Verhalten Ihres Chefs umgehen?

1. Nehmen Sie es nicht persönlich

Das wichtigste zuerst: Das Verhalten Ihres Chefs ist nicht Ihre Schuld. Es zeigt nicht, wer Sie sind oder wie gut Sie als Assistentin sind. Sie sind besser dran, wenn Sie sich emotional von seinem schädigenden Verhalten distanzieren und die Situation rational betrachten können. Vielleicht verbessert sich die Situation, wenn Sie Ihren Kommunikationsstil ändern und mit Ihrem Chef auf eine Weise sprechen, die seine toxische Reaktionen oder Aktionen reduziert?! Bleiben Sie auf der Sachebene. (Zahlen, Daten, Fakten) statt sich auf seine emotionale Ebene zu begeben.

Nochmals: Denken Sie daran: Es geht. nicht. Um. Sie

2. Bleiben Sie professionell:

Es kann schwierig sein, professionell zu bleiben, wenn Sie ständig kritisiert oder herabgesetzt werden, aber es ist wichtig, daran zu denken, dass Ihr Chef immer noch Ihr Chef ist. Wenn Sie ebenso feindselig oder aggressiv reagieren, macht das die Situation nur noch schlimmer. Wenn Sie es nicht aushalten, gehen Sie aus der Situation heraus und verlassen Sie die den Raum indem Sie z.B. einen Gang zur Toilette als Vorwand benutzen.  

3. Holen Sie sich Unterstützung

Wenn Sie sich allein fühlen, ist es wichtig, sich Hilfe zu holen. Sie tragen nicht die ganze Last dieser Welt auf Ihren Schultern - es gibt Menschen, die sich um Sie sorgen. Es kann sehr hilfreich sein, mit jemandem über die Situation zu sprechen, sei es mit HR, dem Betriebsrat, einem Freund, einem Familienmitglied, einem Therapeuten oder einem Karrierecoach. Ein starkes Netzwerk kann Ihnen helfen, diese schwierige Situationen zu meistern und Ihnen eine (andere) Perspektive bieten. Wenn Sie längere Zeit mit einem schwierigen Chef zu tun haben, beginnen Sie vielleicht auch zu glauben, dass dieser Umgangston und dieses Verhalten normal und akzeptabel ist oder (noch schlimmer!) dass Sie diesen Umgang sogar verdienen.

Ihrer Netzwerk wird Sie daran erinnern, dass es nicht normal ist, wie man mit Ihnen umgeht!

4. Verstärken Sie Ihre Selbstfürsorge

Wenn es Ihnen zu viel wird und Sie das Gefühl haben, dass Sie kurz vor einem Zusammenbruch stehen, machen Sie eine Pause. Ich habe schon oft darüber gesprochen, wie wichtig die Selbstfürsorge für eine Assistentin der Geschäftsführung ist. Sie verbringen schließlich Ihren ganzen Tag damit, sich um alle anderen zu kümmern. Es ist daher absolut unerlässlich, dass Sie auch mal an sich denken. Dies ist sogar noch wichtiger, wenn Sie mit den psychologischen und emotionalen Auswirkungen eines toxischen Umfelds zu tun haben. Wenn man sich in einem toxischen Umfeld befindet, kann es schwierig sein, sich selbst gesund zu erhalten. Erkennen Sie an, dass das, was Sie gerade durchmachen, ungesund ist und dass Ihre Gefühle berechtigt sind.

Achten Sie darauf, dass Sie sich nicht von der Situation auffressen lassen.

Der beste Weg, sich um sich selbst zu kümmern, ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

 

5 Tipps wie Sie Selbstfürsorge in Ihren Alltag einbauen können :

  1. Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für sich selbst - auch wenn es nur 10-15 Minuten sind. Tun Sie in dieser Zeit etwas, das Sie glücklich macht und Sie entspannt. Das kann Lesen, Musikhören, Spazierengehen usw. sein.
  2. Bewegen Sie sich! Bewegung ist nicht nur gut für Ihre körperliche Gesundheit, sondern auch für Ihre Seele. Eine gute Möglichkeit, um sicherzustellen, dass Sie sich ausreichend bewegen, ist, sich ein Ziel zu setzen (z.B. 30 Minuten Sport pro Tag) und dieses mit einem Fitness-Tracker oder einer App zu verfolgen.
  3. Machen Sie gesundes Essen zu einer Priorität. Wenn wir gestresst sind, greifen wir leicht zu ungesunden Lebensmitteln, um uns zu trösten. Versuchen Sie stattdessen, gesunde Lebensmittel zur Norm zu machen. Das bedeutet nicht, dass Sie sich selbst kasteien müssen - sorgen Sie einfach dafür, dass die meisten Ihrer Mahlzeiten aus Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Eiweiß bestehen. Dann fällt auch die Trostschokolade nicht so ins Gewicht ;-).
  4. Schlaf! Das ist so wichtig, besonders wenn Sie sich überfordert fühlen. Sorgen Sie dafür, dass Sie jede Nacht 7-8 Stunden Schlaf bekommen, indem Sie jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett gehen und aufwachen.
  5. Lesen Sie Stellenanzeigen. (Alleine die Tatsache, dass Sie erkennen werden, dass Ihre Qualifikationen auch bei anderen Unternehmen gefragt sind, wird Ihnen eine gewisse Form von Stärke geben. Probieren Sie es aus.)
  6. Sicher fallen Ihnen noch weitere individuelle Möglichkeiten ein, sich selbst etwas Gutes zu tun?!

  

Wann ist es Zeit zu kündigen?

Auf diese Frage gibt es keine "einzig richtige" Antwort und Niemand kann Ihnen die Entscheidung abnehmen. Sie müssen das tun, was für Sie und Ihre Situation am besten ist.

Hier einige Fragen die Ihnen helfen zu entscheiden, ob Sie Ihren toxischen Chef verlassen sollen:

1.Sind Sie ständig gestresst und fühlen sich überfordert?

2. Leidet Ihre geistige und/oder körperliche Gesundheit unter Ihrem Job?

3. Fühlen Sie sich ständig wütend, nachtragend oder frustriert?

4. Fürchten Sie sich davor, jeden Tag zur Arbeit zu gehen?

5. Hat Ihr Chef Sie jemals (verbal) verletzt oder bedroht? Vergreift er sich regelmäßig im Ton?

6. Haben Sie das Gefühl, dass es keine Möglichkeit gibt, die Situation zu verbessern?

7. Stellt Ihr Chef immer unangemessene Forderungen/ Erwartungshaltungen?

8. Stellt er Sie vor anderen bloß?

9. Leidet Ihr Selbstbewusstsein und trauen Sie sich weniger zu als früher?

10. Ziehen Sie andere Arbeitsmöglichkeiten in Betracht und halten Sie bereits nach Stellenanzeigen Ausschau?

Wenn Sie auf eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja geantwortet haben, ist es vielleicht an der Zeit, Ihren Job zu kündigen. Denken Sie daran, dass Sie nicht verpflichtet sind, in einer Situation zu bleiben, die schädlich ist oder Sie unglücklich macht. Sie haben das Recht, zu gehen und einen Job zu finden, der besser zu Ihnen passt.

  

Fazit:

Es gibt eine Reihe von Strategien, um mit einem toxischen Vorgesetzten fertig zu werden, ohne gleich Ihren Job kündigen zu müssen. Sie können sich z.B. nach anderen Positionen innerhalb Ihres Unternehmens zu erkunden und die Personalabteilung um Hilfe bitten.

Wir müssen jedoch die Tatsache akzeptieren, dass die Kündigung oft die beste Methode ist, um sich selbst eine möglichst gesunde Grenze zu setzen. Wenn Sie sich bei der Arbeit psychisch oder physisch unsicher fühlen, sich davor fürchten, dorthin zu gehen, Ihr Job sich auf Ihre Gesundheit auswirkt oder Ihr Selbstwertgefühl und Ihr Selbstvertrauen gelitten haben, ist es an der Zeit, andere Alternativen zu prüfen.

Es ist nie ganz einfach, einen Job zu kündigen, aber manchmal ist es genau das, was passieren muss. Das Leben ist einfach zu kurz - und Ihr Karriereoptionen sind zeitlich begrenzt! Verschwenden Sie keinen weiteren Tag an bzw. mit jemandem, der all das, was Sie für ihn tun, nicht richtig zu schätzen weiß! Übernehmen Sie die Kontrolle über Ihre Zukunft, indem Sie (wieder) die Kontrolle über Ihre Gesundheit und Ihren Job zurückgewinnen.

Was können Sie tun?

Kontaktieren Sie spezialisierte Personalvermittler, nutzen Sie Ihre EA-Kontakte, um herauszufinden, welche Beschäftigungsmöglichkeiten es in anderen Firmen gibt, und beginnen Sie Ihr Netzwerk auszubauen. Machen Sie dann einen Schritt nach dem anderen und suchen Sie nach einem neuen Job, um aus Ihren derzeitigen Umständen herauszukommen.

Denken Sie daran: Sie sind nicht versklavt und haben ein Recht auf ein gesundes Arbeitsumfeld, in dem Sie Ihre Ziele verwirklichen können.

Akzeptieren Sie nicht weniger als das, was Sie verdient haben!

Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg!

Ihre

Constanze Wiedermann (die aus eigener Erfahrung spricht und ebenfalls schon für einen toxischen, gerne mit dem Schlüsselbund werfenden, Chef gearbeitet hat! 😩 )